Tauchgangsplanung für Tec-Taucher – Teil 2

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Tauchgangsplanung Teil 2: Die Vorbereitung der Tauchgangsplanung

Im ersten Teil dieser Serie haben wir die theoretischen Grundlagen einer soliden Tec-Tauchgangsplanung besprochen.

Jetzt wird es praktisch! Theorie ist gut, aber erst die Anwendung macht Dich zu einem souveränen und sicheren Tec-Diver.

Die Punkte 1-3 können im Normalfall recht rasch abgehakt werden.

Insofern man ein gutes Team hat oder mehrere gute Taucher in einer Gruppe sind, welche man individuell zu einem Team vereinen kann.

Hier sollte man aber auch bedenken, dass nicht jedes Team für jeden Tauchgang gleich gut ist.

Mit Punkt 4 wird es nun schon etwas interessanter, da es hier einerseits sehr stark auf die Erfahrung der einzelnen Teammitglieder und andererseits auf Ihre psychischen Belastungsgrenzen ankommt.

Wünschen kann man sich bezüglich Zeit und Tiefe schnell etwas, doch du wirst in der Praxis sehen, dass nicht jeder Tauchgang mit jedem Taucher durchführbar ist.

Bevor wir jedoch hiermit beginnen, müssen wir noch über die Sicherheitsstrategien sprechen.

Tauchgangsplanung und Sicherheitsstrategie:

Mit diesem 5. Punkt haben wir einen entscheidenden Punkt erreicht.

Dieser kann nämlich im schlimmsten Fall über Erfolg oder Tot entscheiden.

Für Sporttaucher

Ziel dieser recht einfachen Strategie ist es mit mindestens 50bar Reserve den Tauchgang zu beenden.

Vorteil: Dies reicht im „Normalfall“ aus um als einzelner Taucher aus jeder Sporttauchtiefe ohne Dekompressionsverpflichtung an die Oberfläche zu gelangen.

Nachteil: Diese Reserve ist in einer Stresssituation in der einem Buddy geholfen werden muss meist zu wenig Atemgas.

Für Tauchgänge außerhalb des Sporttauchens:

1/3 Regel:

Hier gibt es diverse Ansätze, wie z.B. die 1/3 Regel, die 1/4 Regel oder die 1/6 Regel, welche je nach Fertigkeiten, möglicher Gefahren und vorhandener Erfahrung angewendet werden sollten.

Des Weiteren gibt es für diese Regeln 3 Möglichkeiten um zum Ergebnis zu kommen.

1.) Die „genaue“ Berechnung anhand der tatsächlichen Füllungen.

Hier wird im ersten Schritt die Gasmenge jedes einzelnen Tauchers berechnet.

Von der kleinsten vorhandenen Gasmenge wird nun „1/3“ (oder je nach Strategie 1/4 oder 1/6) ausgerechnet und dieser Wert von allen Gasmengen der einzelnen Tauchern abgezogen.

Nun dividiert man die korrigierte Gasmenge wieder durch die Flaschenliter und erhält den individuellen Umkehrdruck.

Wenn man nun von der korrigierten Gasmenge, nochmals das „1/3“ abzieht und durch die Flaschenliter dividiert, erhält man den Restdruck welcher am Ende des Tauchgangs in der Flasche vorhanden sein muss.

Flaschengröße Bar Gasmenge Drittel Korrigierte Gasmenge Individueller Umkehrdruck Restdruck
Taucher A Doppel 12 (24L) 200 4800 3450 143,75 87,5
Taucher B Mono 15 270 4050 1350 2700 180 90

 

 

 

 

Der Taucher der Aufgrund seines persönlichen AMV´s als erstes seinen individuellen Umkehrpunkt erreicht gibt das Zeichen umzudrehen.

2.) Gasplanung mit dem SSI XR Worksheet durchführen aber dann die benötigte Gasmenge x 1,5 rechnen.

3.) Flaschendruck -20bar /-> den Rest auf „3“ Teile aufteilen. -> 1 Drittel rein, 1 Drittel raus, 1 Drittel Reserve

Bei der 1/4 Regel sind es 1/4 rein, 1/4 raus, 2/4 Reserve und bei der 1/6 Regel sind es 1/6 rein, 1/6 raus und 4/6 Reserve.

Rock Bottom Berechnung:

Meines Erachtens ist die Rock Bottom Berechnung die sinnvollste Methode eine Sicherheitsreserve festzulegen.

• Es wird angenommen, das in der letzten Minute der Grundzeit am tiefsten Punkt ein vollständiger Gasverlust bei einem Taucher auftritt
• Berechnet wird nun ein kurzer Problemlösungsversuch und der Aufstieg für 2 Taucher bis zum ersten Deko-Stopp oder gegeben falls auch bis zur Oberfläche wenn keine Dekompressionsgase mitgeführt werden

Somit ist alles was zuvor passiert für die Berechnung nebensächlich.

Für die Problemlösung nehmen wir 2 Minuten in der Tiefe an + die Aufstiegszeit aufgerundet bei (10m/Min) x Durchschnittsdruck der zu überwindenden Tiefe mit einem AMV von 90 Liter (für beide Taucher zusammen) bis zu dem Punkt, wo beide Taucher wieder aus eigenen Flaschen atmen können bzw. an der Oberfläche angekommen sind.

Atemgasverbrauch in Liter gerechnet:
(Tiefe in Bar x 2 Minuten x 90 Liter) + (Aufstiegszeit in Minuten x Durchschnittsdruck in Bar x 90 Liter) dividiert durch Flaschengröße = Rock Bottom Reserve

Vorteil: Diese Methode bietet genügend Atemgas damit 2 gestresste Taucher aus jeder Tiefe und mit Dekompressionsverpflichtung bis zum ersten Gaswechsel kommen können bzw. um bis an die Oberfläche zu gelangen

Nachteil: Weniger Grundzeit oder mehrere Flaschen

 

Festlegen der zu benutzenden Atemgase und deren Gasdichte:

Punkt 6 – Im Tec Tauchbereich haben sich im Laufe der Zeit diverse Atemgase als sogenannte Standardgase etabliert.

Folgende Atemgase werden standardmäßig verwendet:

Tiefengas Einsatzbereich MOD bei 1,3ppO² END bei MOD O² narkotisch Labeling Gasdichte g/Liter bei MOD
Luft 0 – 40 Meter 52 Meter 52 Meter AIR 7,97 g/L
Trimix 21/35 0 – 45 Meter 52 Meter 30 Meter Tx 21/35 5,65 g/L
Trimix 18/45 0 – 63 Meter 63 Meter 31 Meter Tx 18/45 5,78 g/L
Trimix 15/55 2 – 77 Meter 77 Meter 30 Meter Tx 15/55 5,96 g/L
Trimix 12/65 5 – 99 Meter 99 Meter 29 Meter Tx 12/65 6,23 g/L
Trimix 10/70 8 – 121 Meter 121 Meter 30 Meter Tx 10/70 6,74 g/L

 

 

 

Alle diese Gase haben folgende Eigenschaften gemeinsam:

  1. MOD ist immer mit einem ppO² von 1,3 Bar berechnet
  2. END bei MOD immer im Bereich von 30 Meter
Dekogas Einsatzbereich MOD bei 1,6ppO² Labeling Gasdichte g/Liter bei MOD
Sauerstoff 0 – 6 Meter 6 Meter 6 2,28 g/L
Nitrox 80 0 – 9 Meter 10 Meter 9 2,79 g/L
Nitrox 70 0 – 12 Meter 13 Meter 12 3,14 g/L
Nitrox 50 0 – 21 Meter 22 Meter 21 4,29 g/L
Nitrox 32 0 – 40 Meter 40 Meter 40 6,54 g/L
Triox 30/30 0 – 44 Meter 44 Meter 44 5,24 g/L
Trimix 21/35 0 – 67 Meter 67 Meter 67 6,96 g/L
Trimix 18/45 0 – 80 Meter 80 Meter 80 7,12 g/L
Trimix 15/55 2 – 97 Meter 97 Meter 97 7,34 g/L

 

 

Alle Dekogase werden mit 1,6 Bar ppO² berechnet und auf den nächstgelegen 3 Meter Stop abgerundet.

So wie im Beispiel des Nitrox 50: ppO² 1,6 dividiert durch 0,5 Bar ppO² Anteil im Gemisch = 3,2 Bar Tiefe was 22 Meter entspricht.

Diese Tiefe wird dann auf 21 Meter abgerundet (die nächste durch 3 dividierbare Zahl).

Wie sieht es nun in der Praxis aus?

Beispiel-Tauchgangsplanung

Das Szenario: Ein Wracktauchgang

  • Tauchplatz: Wrack “Luana”
  • Team: Du und Dein Buddy
  • Ziel: Wrack-Erkundung mit Deko-Verpflichtung
  • Maximale Tiefe: 54 Meter
  • Geplante Grundzeit: 25 Minuten

Schritt 1: Die Wahl der richtigen Gase unter Berücksichtigung der Gasdichte

Bevor wir überhaupt anfangen zu rechnen, müssen wir die passenden Gase für unseren Tauchgang auswählen. Neben dem Sauerstoffpartialdruck (ppO₂) und der Narkosetiefe (END) ist die Gasdichte ein entscheidendes Sicherheitslimit. Eine zu hohe Gasdichte erhöht Deine Atemarbeit drastisch, was zu Erschöpfung und einem gefährlichen Anstieg des CO₂ im Körper führen kann. Als empfohlener Grenzwert gilt eine Gasdichte von 5,2g/Liter und einem absoluten maximum von 6,2g/Liter.

Die folgenden Tabellen geben Dir einen Überblick über gängige Gase und deren Dichte an ihrer maximalen Einsatztiefe (MOD).

Für unser spezifisches Szenario wählen wir daraus nun die passenden Gase aus:

Gas Zusammensetzung Einsatzbereich MOD (1,3 bar) END Gasdichte bei MOD
Bottom Gas Trimix 18/45 0 – 54 Meter 62 Meter 31 Meter 5,78 g/L
Deko Gas 1 Nitrox 50 0 – 21 Meter 22 Meter 21 Meter 4,29 g/L
Deko Gas 2 Sauerstoff (O₂) 0 – 6 Meter 6 Meter 6 Meter 2,28 g/L

Unsere Auswahl des Trimix 18/45 (obwohl es ein Standardgas für diese Tiefe ist) ist mit 5,78 g/L schon über dem empfohlenen Wert, jedoch liegt es noch unter dem empfohlenen maximalen Grenzwert.

Schritt 2: Dein persönlicher Gasverbrauch (AMV/SCR)

Für unser Beispiel nehmen wir folgende Werte an:

  • Dein AMV/SCR im Bottom-Segment (Anstrengung): 20 l/min
  • Dein AMV/SCR im Deko-Segment (Entspannung): 15 l/min

Schritt 3: Die Rock Bottom Berechnung

Diese Berechnung zeigt uns den absoluten Mindestdruck für den Notfall. Wir verwenden hier die detaillierte Aufschlüsselung für den Rock Bottom Fall und die einzelnen Deko-Stopps.

Phase Berechnung Ergebnis
1a: Reaktion auf 54m 2 Min. x 2 Taucher x 45 l/min (Stress) x 6,4 bar 1152 Liter
1b: Aufstieg auf 21m (4 Min. @ Ø 4,75 bar) 4 Min. x 2 Taucher x 45 l/min (Stress) x 4,75 bar 1710 Liter
2a: Deko @ 21m 4 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 3,1 bar 372 Liter
2b: Aufstieg -> 18m 1 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 2,95 bar 89 Liter
3a: Deko @ 18m 3 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 2,8 bar 252 Liter
3b: Aufstieg -> 15m 1 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 2,65 bar 80 Liter
4a: Deko @ 15m 4 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 2,5 bar 300 Liter
4b: Aufstieg -> 12m 1 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 2,35 bar 71 Liter
5a: Deko @ 12m 5 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 2,2 bar 330 Liter
5b: Aufstieg -> 9m 1 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 2,05 bar 62 Liter
6a: Deko @ 9m 11 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 1,9 bar 627 Liter
6b: Aufstieg -> 6m 1 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 1,75 bar 53 Liter
7a: Deko @ 6m 23 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 1,6 bar 1104 Liter
7b: Aufstieg -> Oberfläche 1 Min. x 2 Taucher x 15 l/min (Ruhe) x 1,3 bar 39 Liter
Gesamtbedarf Summe aller Phasen 6241 Liter

Gasdichte:

Nun kommt aber eine sehr interessante Tatsache, nicht alle genannten Atemgase haben bei Ihrer MOD eine vernünftige Gasdichte.

Nach den Forschungen von Anthony und Mitchell wurde festgestellt, dass ein optimales Gas eine Gasdichte von 5,2 g/Liter nicht übersteigt und ein absolutes maximum von 6,2 g/Liter nicht überschritten werden soll.

Diese Werte spielen nämlich in Bezug auf den WOB (work of breath – Atemwiderstand) und dem Abtransport des produzierten CO² eine wesentliche Rolle.

Desto höher die Gasdichte ist, desto schwerer lässt sich das Gas atmen und das CO² abatmen.

Dies führt jedoch nicht gleich zum Tod, doch ist das aber einer von vielen weiteren Puzzleteilen welche sich zu einem Tauchunfall verketten können.

So spielt einerseits die Wartung und Einstellung des Atemreglers, oder andererseits auch z.B. ein zu enger Tauchanzug ebenfalls eine wichtige Rolle in Bezug auf den Atemkomfort.

Wenn man nun in die Situation kommt, unter Wasser aus welchem Grund auch immer Stress zu bekommen, so ist eine zu hohe Gasdichte, welche das Gefühl nicht genug „Luft“ zu bekommen, das letzte was man haben möchte.

Bei den zuvor gezeigten Standardgasen ist in der ganz rechten Spalte die Gasdichte zu sehen.

Im nächsten Teil der Tauchgangsplanung für Tec-Taucher geht es weiter mit dem vollständigen Tauchplan, sowie den Notfallplänen.

Kategorie:

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